Arbeitsmarkt: Bei „Beschäftigungsaktion 20.000“ Nägel mit Köpfen machen

Als Schlagwort zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit bei Menschen über 50 Jahren ist die Beschäftigungsaktion 20.000 in aller Munde. „Nun gilt es, Nägel mit Köpfen zu machen und die Überschrift im Regierungsprogramm mit Leben zu erfüllen“, sagt arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer. Denn klar ist: Die Gemeinden können und wollen bei weitem nicht alle vorgesehenen 20.000 Stellen in ihrem Bereich schaffen – vor allem nicht langfristig. Zudem haben sie wenig Erfahrung bei der professionellen Begleitung benachteiligter Arbeitnehmer*innen. „Die Initiative der Bundesregierung begrüßen wir sehr. Damit sie nachhaltig wirkt, müssen nun entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Pühringer.

Freiwilligkeit und Unterstützung

Sabine Luksch (54 Jahre) freut sich über ihren neuen Job als Hausdame im grätzlhotel Wien. Er kam über die Vermittlung von Job-TransFair zustande.

Konkret fordert die Vertreterin von arbeit plus, dem österreichweiten Netzwerk von 200 gemeinnützigen Sozialen Unternehmen, dass die Teilnahme für die Betroffenen freiwillig ist. Eine kollektivvertragliche Entlohnung und vollversicherte Dienstverhältnisse sollten selbstverständlich sein. Weil viele die Langzeitarbeitslosigkeit zermürbe, brauche es zudem geschultes Personal, das den Menschen bei beruflichen und privaten Problemen zur Seite stehe: „Aus der Erfahrung in unseren Sozialen Unternehmen wissen wir: Eine Arbeit allein ist oft zu wenig, um wieder erfolgreich ins Erwerbsleben einzusteigen. Wir stellen der Regierung und den Gemeinden gerne unsere Expertise zur Verfügung.“

Dauerhafte Stellen nötig

Die im neuen Regierungsprogramm 2017/18 vorgesehene und mit 200 Millionen Euro dotierte „Beschäftigungsaktion 20.000“ ist für langzeitarbeitslose Menschen über 50 Jahren gedacht. 20.000 Arbeitsplätze pro Jahr sollen durch diese Initiative entstehen. Damit die Menschen nach dem Auslaufen des Zweijahresprogramms nicht wieder auf der Straße stünden, braucht es dauerhaft geförderte Arbeitsplätze, etwa in Sozialökonomischen Betrieben. Solche dauerhaften Stellen sind derzeit (noch) nicht vorgesehen. Pühringer schätzt, dass in den Sozialen Unternehmen kurz bis mittelfristig etwa 6.000 solcher langfristiger Arbeitsplätze für Ältere machbar seien.

Umdenken von Wirtschaft und Gesellschaft

Insgesamt brauche es aber auch ein Umdenken der Wirtschaft und Gesellschaft, um das Problem der Arbeitslosigkeit bei Menschen über 50 in den Griff zu bekommen, ist Pühringer überzeugt: „Gerade die so genannten Älteren sind am Arbeitsplatz oft hochmotiviert, weil sie wissen, dass ihnen der Arbeitsmarkt nicht gerade offen steht. Und wir wissen aus eigener Erfahrung, dass von einer altersmäßigen Durchmischung in Betrieben alle Beteiligten profitieren.“