Judith Pühringer: „Arbeitslosigkeit ist eine der größten Armutsfallen“

„Arbeitslosigkeit ist eine der größten Armutsfallen“, betont Judith Pühringer, Geschäftsführerin des Bundesdachverbandes für Soziale Unternehmen (bdv austria) anlässlich der nächste Woche in Salzburg stattfindenden Armutskonferenz. Derzeit würden aber nicht nur die Arbeitslosenzahlen weiterhin steigen, besonders dramatisch sei, dass es für viele nach einem Jobverlust noch dazu immer länger dauere, bis sie wieder eine Arbeit fänden. Denn: „Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto größer ist die Gefahr, in die Armut abzurutschen“, warnt die Arbeitsmarktexpertin.

Derzeit sind laut Statistik des Arbeitsmarktservice (AMS) 139.924 Personen langzeitarbeitslos. Das sind um 30,2 Prozent mehr als im Jänner des Vorjahres. Eine Arbeitszeitverkürzung, in einem ersten Schritt beispielsweise auf 35 Wochenstunden (bei möglichst vollständigem Lohnausgleich für untere Einkommen), könnte in dieser ernsten Situation Zehntausende neue Jobs schaffen und zu einer gerechteren Verteilung von Erwerbsarbeit beitragen, ist Pühringer überzeugt: „Denn eines ist völlig klar: Arbeitslosigkeit ist die schlechteste Form der Arbeitszeitverkürzung.“

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Pühringer: „Arbeitslosigkeit ist die schlechteste Form der Arbeitszeitverkürzung.“

291.000 Menschen trotz Arbeit armutsgefährdet

Doch auch ein Job ist heute keine Garantie mehr für ein existenzsicherndes Einkommen: In Österreich sind mit 291.000 Personen laut aktuellem Sozialbericht des Sozialministeriums acht Prozent der Erwerbstätigen als sogenannte „Working Poor“ trotz ihrer Arbeit armutsgefährdet. Pühringer: „Daher braucht es eine Arbeitsmarktpolitik, die nachhaltig Armut verhindert und Arbeit schafft.“

Insgesamt stehen dem Arbeitsmarktservice heuer um 21 Millionen Euro weniger zur Verfügung als im Vorjahr. Diese Kürzungen im AMS-Budget sind der Arbeitsmarktexpertin ein Dorn im Auge: „Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet mittlerweile damit, dass sich der österreichische Arbeitsmarkt frühestens im Jahr 2019 entspannt. Da ist der Sparstift einfach das falsche Signal“, so Pühringer abschließend.

bdv austria ist das Netzwerk von 200 Sozialen Unternehmen, die durch Beschäftigung, Bildung bzw. Qualifizierung langzeitbeschäftigungslose Personen beim (Wieder-) Einstieg ins Erwerbsleben unterstützen.

www.bdv.at