Nachlese: arbeit plus Innovation Lab: Nachhaltige (Erwerbs-) Arbeit

Am 1. Februar 2022 fand das arbeit plus Innovation Lab zum Thema Nachhaltige (Erwerbs-)Arbeit online statt.

Erwerbsarbeit hat in unserer Gesellschaft einen zentralen Stellenwert: Sie ist formale Voraussetzung für viele sozialstaatliche Leistungen und wesentlich für soziale Teilhabe und Anerkennung. Gleichzeitig ist die Art, wie (Erwerbs-)Arbeit derzeit organisiert ist, einer der Treiber der Klimakrise. Wie alle ökonomischen Aktivitäten muss auch Erwerbsarbeit transformiert werden, um der Krise entgegenzutreten und innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben.

In den letzten Jahren haben sich einige Denkschulen in Forschung und Politik zu Umwelt & Arbeit entwickelt. Dazu zählen u.a. Green Jobs und Green Skills, die seitens der Europäischen Kommission zuletzt in den Fokus rückten ebenso wie Post Work, die den Fokus auf Erwerbsarbeit per se kritisiert. „Nachhaltige Arbeit“ weitet den Blick auf Arbeit auch jenseits des Berufs und nachhaltige Lebensstile. Um aber zu wissen, welche Berufe und Tätigkeiten es auch in Zukunft brauchen wird und geben kann, ist ein genauerer Blick notwendig.

Katharina Bohnenberger, Forscherin zu nachhaltiger Sozialpolitik und ökologischer Arbeit an der Universität Duisburg-Essen, präsentierte ihre vor diesem Hintergrund entwickelte „Taxonomie nachhaltiger Erwerbsarbeit“, die es ermöglicht, einzelne Berufe und Tätigkeiten nach ihrem Einfluss auf die Umwelt zu klassifizieren. Die konkreten Tätigkeiten und Branchen spielen dabei ebenso eine Rolle wie „Work-Lifestyles“, also der Einfluss von Erwerbsarbeit auf Mobilität und Konsum.

Viele der Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus sind bereits seit Langem in ökologisch wie sozialen nachhaltigen Branchen tätig und bieten Inspiration dafür, wie gesellschaftliche Bedürfnisse auch in Zukunft in Form von Erwerbsarbeit für benachteiligte Gruppen organisiert und abgedeckt werden können. Zwei Soziale Unternehmen präsentierten im Rahmen des Innovation Labs ihre Tätigkeitsbereiche und besonders innovativen Projekte:

Matthias Zuser, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Sanierungsgesellschaft (GESA) in Niederösterreich, stellte die Arbeitsweise der GESA in Hinblick auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit vor. Das „Haus des Lernens“, das 2018 fertiggestellt wurde, besteht zu 90% aus natürlichen nachwachsenden Baumaterialien. Im Zuge des Baus wurden arbeitslose Personen qualifiziert und beschäftigt und bevorzugt regionale Firmen beauftragt. Das „Haus des Lernens“ hat zahlreiche Preise für nachhaltiges Bauen gewonnen.

4everyoung in Klagenfurt bietet seit bald 30 Jahren Computerkurse, Weiterbildungen und niedrigschwellige Beschäftigung für Ältere ebenso wie für Jugendliche. Seit Herbst 2020 setzt die Organisation das Projekt LAB (Laptops für Ausbildung und Beschäftigung) um: Dieses wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert und verbindet Kreislaufwirtschaft und digitale Kompetenzen. Vormals arbeitslose Personen arbeiten daran, alte Laptops wieder nutzbar zu machen (Refurbishment). Diese werden dann kostenlos auf Zeit an Menschen verliehen, die sich für ihre Ausbildung keinen eigenen Laptop leisten können. Nicht nutzbare Teile werden Re- und Upcycling zugeführt.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem der Bezug zu den SDGs thematisiert sowie die Frage gestellt, in welchen Bereichen der Taxonomie nachhaltiger Erwerbsarbeit Soziale Unternehmen bereits einen wesentlichen Beitrag leisten und wo es vielleicht noch Möglichkeiten für nächste Schritte gibt.

Wir bedanken uns bei den Vortragenden und Teilnehmer*innen für ihre Inputs und die spannende Diskussion!

Bei Interesse an einer Aufzeichnung sowie den Vortragsunterlagen bitte um kurze email an innovationlab@arbeitplus.at.