Soziale Unternehmen schlagen Alarm: Steigende Arbeitslosenzahlen erfordern Investitionen statt Kürzungen
Die Kürzungen der AMS-Förderbudgetmittel um 95 Mio. Euro im kommenden Jahr, gefährden die erfolgreiche Integration von Langzeitarbeitslosen.
Die aktuellen Arbeitslosenzahlen sind alarmierend: Im Oktober waren rund 372.000 Menschen ohne Job oder in Schulungen, ein Anstieg von 9,7 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist die Zunahme bei langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen um 15% auf rund 84.000 Personen.
„Diese Entwicklung zeigt, dass wir dringend handeln müssen“, betont Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus Österreich. Soziale Unternehmen richten daher einen dringenden Appell an die Politik: statt Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik, die Investitionen gezielt und wirksam zu stabilisieren und auszubauen.
Förderbudgetkürzungen gefährden Integrationserfolge
Die, laut A&W Blog der AK Wien, geplante Kürzung von 95 Mio. Euro der AMS-Förderbudgetmittel für 2025, bremst das Potenzial erfolgreicher Arbeitsmarktprogramme und verringert den gesamtwirtschaftlichen Nutzen. „Diese Kürzungen gefährden Qualifizierungs- und Arbeitsplätze in Sozialen Unternehmen, die – wie die aktuellen Arbeitslosenzahlen zeigen – dringend benötigt werden, um Arbeitslose zurück in den Arbeitsmarkt zu führen“, warnt Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin arbeit plus Österreich.
Mit ihrer Arbeit tragen Soziale Unternehmen entscheidend dazu bei, Menschen in verfestigter Arbeitslosigkeit, Frauen und Jugendliche wieder in Beschäftigung zu bringen und die Belastungen des Sozialsystems zu verringern. „Die Kürzungen schwächen diese Wirkung“, so Rehbichler. Vollmann ergänzt: „Es gibt Lösungen, um den Arbeitsmarkt nachhaltig zu stärken – und Soziale Unternehmen sind Teil dieser Lösung“
Auswirkungen: Frauenstiftung Steyr
„Die aktuellen Kürzungen treffen die Sozialen Unternehmen hart und beeinträchtigen die Unterstützung und Perspektiven, die wir etwa Frauen bieten“, erklärt Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. Als Beispiel nennt sie die Frauenstiftung Steyr, wo die Auswirkungen bereits besonders spürbar sind.
Im Bezirk Steyr stieg die Arbeitslosigkeit bei Frauen gegenüber dem Oktober des Vorjahres um 17,4 %. Das bedeutet, dass aktuell 1.418 Frauen ohne Beschäftigung sind. Gleichzeitig wurden bei der Frauenstiftung Steyr, aufgrund der Kürzungen, die Workshop-Zeiten von 16 auf 12 Stunden pro Woche reduziert und wichtige Ausbildungsmöglichkeiten sowie Eingliederungshilfen stark eingeschränkt. Eine Mitarbeiterin musste gekündigt werden.
„Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, verlieren, wie im Fall der Frauenstiftung Steyr, viele Frauen die Chance auf eine nachhaltige berufliche Zukunft“, warnt Rehbichler abschließend. „Das Beispiel zeigt, wie essenziell es ist, die notwendigen Mittel bereitzustellen, um Menschen auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Nur so können wir Arbeitslosigkeit effektiv bekämpfen und soziale Ungleichheiten abbauen.“
Forderung: Zukunftsorientierte Politik statt Kürzungen
Zum Auftakt der heute stattfindenden nächsten Runde der Sondierungsgespräche, fordert arbeit plus Österreich die Sondierungspartner auf, den Fokus auf eine nachhaltige und innovative Arbeitsmarktpolitik zu legen, die Menschen in verfestigter Arbeitslosigkeit, Frauen und Jugendlichen echte Chancen bietet. „Österreich braucht eine Wirtschaft, die niemanden zurücklässt. Soziale Unternehmen haben bewiesen, dass sie Menschen in Beschäftigung bringen und die Wirtschaft langfristig stärken. Es ist Zeit, diesen erfolgreichen Weg fortzusetzen“, betont Vollmann.
Weitblick gefordert: Langfristige Investitionen zahlen sich aus
„Jeder Euro, der in Soziale Unternehmen investiert wird, zahlt sich mehrfach aus“, betont Rehbichler. „Er stärkt nicht nur die individuelle Beschäftigungssituation, sondern auch die gesamte Wirtschaft durch höhere Steuereinnahmen und geringere Sozialausgaben.“
Mit den neuen EU-Fiskalregeln ab 2025 stehen weitere Sparmaßnahmen im Raum. „Die kommende Regierung – egal in welcher Konstellation – darf hier nicht weiter den Rotstift ansetzen. Das wäre sozial und ökonomisch kurzsichtig“, erklärt Rehbichler. Sie ergänzt: „Soziale Unternehmen sind wichtige Stabilisatoren in Krisenzeiten und Innovationstreiber für nachhaltige Entwicklungen.“
Soziale Unternehmen sind unverzichtbar für eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik
Vollmann betont: „Soziale Unternehmen stabilisieren den Arbeitsmarkt und stärken regionale Strukturen. Sie schaffen Arbeitsplätze, fördern die lokale Wirtschaft und ermöglichen Menschen, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“ Abschließend appelliert Vollmann: „Eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik muss diese Erfolge anerkennen und fördern. Wir brauchen Investitionen, nicht Einsparungen.“