+11,4% Jugendarbeitslosigkeit: Der raue Wind am Arbeitsmarkt trifft junge Menschen besonders hart

Die Zahl der erwerbsarbeitslosen Menschen in Österreich ist auch mehr als sechs Monate nach Ausbruch der COVID-19 Pandemie dramatisch hoch: Im September waren mehr als 408.000 Menschen ohne Job. Der raue Wind am Arbeitsmarkt trifft junge Menschen besonders hart: Mit rund 61.000 arbeitslosen Jugendlichen unter 25 ist die Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie nie, Tendenz weiterhin steigend. Bei Kündigungen müssen jüngere Arbeitnehmer*innen oft als erstes gehen. Jugendliche, die gerade jetzt am Sprung in den Arbeitsmarkt stehen, haben es besonders schwer: Unternehmen bieten im Krisenjahr weniger Lehrstellen an und stellen kaum neues Personal ein.

Die Konsequenzen von hoher und andauernder Jugendarbeitslosigkeit sind gravierend – für jede*n einzelne*n und für die ganze Gesellschaft, gibt Schifteh Hashemi, Geschäftsführerin von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich zu bedenken. Diejenigen, die es ohnehin schon schwer haben, stehen vor unüberwindbaren Hürden. Was es jetzt braucht, ist der Ausbau von Beratungsprogrammen und zukunftsfähigen Ausbildungsangeboten, die Existenzsicherung und Lernen sinnvoll verbinden sowie Maßnahmen, um Unternehmen bei der Beschäftigung von jungen Menschen zu unterstützen. 

Die Europäische Union reagiert auf die steigende Jugendarbeitslosigkeit mit einer Erweiterung der bereits 2013 eingeführten Jugendgarantie: Berufsausbildungen sollen modernisiert werden und sich stärker an digitalen, unternehmerischen, nachhaltigen und karriereunterstützenden Kompetenzen orientieren. Ziel ist es, allen jungen Menschen unter 30 einen Job nach Abschluss ihrer Ausbildung zu garantieren. In Österreich braucht es dafür unter anderem eine Aufstockung des AMS-Budgets, um eine gute Beratung und Betreuung von jungen Menschen mit schwierigen Startbedingungen zu gewährleisten, eine Erweiterung des überbetrieblichen Lehrangebots sowie eine bessere finanzielle Absicherung in Ausbildungszeiten.

Zahlreiche Soziale Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus begleiten junge Menschen durch Beratung, Coaching, Berufsorientierung und Beschäftigung auf ihrem Weg ins Erwerbsleben: von den Dornbirner Jugendwerkstätten, die neben praktischer Berufserfahrung auch das Nachholen des Pflichtschulabschlusses ermöglichen, über das hippe Upcycling Projekt heidenspass in Graz, das kreative, nachhaltige Arbeit bietet oder den AusbildungsFit Arbeitsraum in Enns, der es Jugendlichen ermöglicht, sich in unterschiedlichen Branchen zu erproben, bis hin zur Unterstützung bei Berufsorientierung und Lehrstellensuche für Mädchen* und junge Frauen* bei Kompass in Salzburg oder im sprungbrett in Wien. Rund 22% der Sozialen Unternehmen bilden selbst Lehrlinge aus. Die Sozialen Unternehmen bieten Jugendlichen und jungen Erwachsenen Orientierung bei der Berufs- und Ausbildungswahl sowie Beschäftigung, die zukunftsfähige Ausbildungskomponenten integriert, so Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus. Gerade in so unsicheren Zeiten wie diesen ist dieser Halt für junge Menschen unschätzbar wichtig und muss nachhaltig durch öffentliche Finanzierung gesichert werden.

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